Goethes Liebeslyrik
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts durchlauft der europaische Liebesdiskurs einen tiefgreifenden Wandel, der sich als Verburgerlichung eines zuvor aristokratisch gepragten Schreibens uber Liebe charakterisieren lasst. Verwoben ist dieser Wandel mit jenen allgemeinen soziokulturellen Veranderungen, die um 1800 die Moderne einleiten. Als Resonanzraum und Experimentierfeld unterschiedlicher Liebeskonzeptionen hat das lyrische Werk Johann Wolfgang Goethes einen wesentlichen Anteil an der Entstehung des modernen Liebesdiskurses. In den Gedichten der Leipziger, der Straburger und der Frankfurter Jahre entfalten sich ebenso wie in den Texten der Weimarer Schaffensphasen immer neue Poetiken der Liebe, die mit zeitgenossischen Positionen von der Aufklarung bis zur Spatromantik konkurrieren. Als einzigartig erweisen sich hierbei Goethes Forminnovationen, die oftmals mit interkulturellen Referenzen einhergehen: Volkstumliches Liedgut, antike Verskunst und persische Liebesrhetorik bilden beziehungsreiche Konfigurationen, die in der Lyrik des 19. und 20. Jahrhunderts ein vielstimmiges Echo finden.
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